Archive : Juni

Von Kuressaare nach Kuivastu

Per Hand verholen wir uns über die Heckleine aus der Box. Der Wind kommt schräg von Achtern. Mit etwas Schwung und backgestelltem Vorsegel drehen wir uns Richtung Hafenausfahrt und Segeln bei 3 Bf den Kanal raus ins freie Wasser. Dort setzen wir das Groß und Segeln vor dem Wind mit mittlerweile 4-5 Bf. nach Norden. Heute ist der Schlag etwas länger. Das Wetter ist sommerlich warm und erträglich (gestern war es kaum auszuhalten). Wir wollen in den neuen Hafen reinkreuzen. Beim Verlassen des betonten Fahrwassers laufen wir sofort auf Grund nach einer Wende, zum Glück nur mit 1 Knoten Fahrt. Mit back stehender Fock und Motor kommen wir sofort frei. Im Hafen tauchen Dennis und ich das Unterwasserschiff ab. Außer leichten Kratzern am Ruder und unterm Kiel ist nichts weiter. Kuivastu ist ein Fährhafen mit einem Becken für Sportboote. Sonst ist hier nicht viel. Gut , das wir erst um kurz nach 19 Uhr hier sind. Wir schauen uns das Deutschland Spiel gegen Dänemark an, was sich als nicht so einfach herausstellt. Dank eines estnischen Nachbarn mit dem Dennis zufällig in Kontakt kam, können wir über seinen Account das Spiel mit estnischen Kommentatoren auf unserem Tablet anschauen. Da aber auch NDR Info das Spiel live kommentiert , können wir über Radio das Spiel auf Deutsch verfolgen.

Etmal 50sm in 9 Stunden

Hafentag Kuressaare

Heute ist es mit gut 30 Grad der heißeste Tag seit Beginn der Tour. Im Hafen liegen uns bekannte Boote, die wir zuvor schon getroffen haben. Die „Aspia“, Comfortina 39 aus Wismar und die „Hase“, eine Dehler 76 aus Neustadt. Wir mieten uns für heute kurzentschlossen ein Auto. Erster Zwischenstopp ist die Werft „Saare Yachts“. Trotz unangemeldetem Besuch, bekommen wir eine Rundführung vom Chef. Tolle Werft, die qualitativ der Siriuswerft sehr nahe kommt. Es werden 4-6 Boote im Jahr gebaut bei knapp 25 Mitarbeitern. Weiter geht’s gen Süden zum Südzipfel der Insel. Dort steht der sehr hoher Leuchtturm Sörve mit 54m Höhe über Meeresspiegel. Anschließend fahren wir die Küste nordwärts über Kihelkonna auf „Leuchtturmjagd“ zum nordwärtsgelegenen Leuchtturm Harilaiu. Leider müssen wir vom Parkplatz aus noch 4km laufen. Bei über 30 Grad und in der prallen Sonne, haben wir drauf verzichtet. Wir suchen uns erstmal eine schönen Badestelle in der nächsten Bucht. Dennis und ich hüpfen rein. Und zu meinem Erstaunen steht Brigitte mit Badeanzug da. Bisher hat sie sich beim Baden zurückgehalten. Sie sagte immer, ab 20 Grad Wassertemperatur könnte sie sich das Baden vorstellen. Am Hafen hatten wir ja schon 23 Grad gehabt. Also ab ins Wasser. Das Wasser ist hier auf der Westseite jedoch deutlich kälter, gefühlt 17 oder 18 Grad. Zu spät für Brigitte. Bei der heutigen Hitze ist es eine angenehme Abkühlung. Weiter geht’s zur Steilküste Panga Pank. Von dort fahren wir zurück zum Hafen. Wir müssen noch im Coop einkaufen. Eher ein kleiner Supermarkt, für kleine Einkäufe. Dementsprechend klein ist der Tresen an der Kasse. Bei uns ist der Einkauswagen randvoll. Alles stapelt sich auf einen Haufen vor der Kassiererin. Diese verdreht schon mürrisch die Augen. In 5 Minuten hat sie Feierabend. Beim Scannen fischt sie die erste Tüte Obst raus und rennt zur Waage. Die Miene verfinstert sich weiter, als sie nach und nach weitere Tütchen aus dem Berg rauszieht und zur Waage laufen muss. Wir finden es zunehmend lustig und können uns ein Lachen nicht mehr verkneifen. Die Miene verfinstert sich weiter. Zum Schluss fischt sie noch ein letztes Tütchen raus. Erzürnt rennt sie zum X-ten Mal zur Waage. Jetzt lacht sogar die estnische Familie hinter uns, die alles amüsiert verfolgt und uns vermittelt, dass wir keine Schuld an der Rennerei haben, da wir es nicht wissen konnten. Abends setzen wir uns ins Restaurant am Hafen und genießen die nun angenehmer Temperatur auf der Terrasse. Seit wir ist Estland sind , haben wir reichlich Moskitos. Wir sind gut durchstochen trotz Moskitonetze. Und immer noch sind die Häfen nur mäßig voll.

Von Mõntu nach Kuressaare

Wieder ein warmer Tag mit 25°, Wasser ist auf unglaubliche 23° gestiegen. Heute ist schon wieder kein Hafenmeister zu sehen. Nach dem Frühstück legen wir mit Vorsegel ab. Wir müssen zwei Schläge aus der Hafeneinfahrt rauskreuzen, können dann aber direkt das Groß setzen. Wir haben einen 3er Wind, der anfänglich von vorne, später dann von der Seite kommt. Gutes Segeln bei bestem Wetter. Die letzten drei Meilen nach Kuressaare sehen auf der Karte vom Fahrwasser  sehr eng und flach aus. Auf dem Wasser passt  es dann ganz gut. Unter Vollzeug geht’s die schmale Rinne bis vor den Hafen. Genua eingerollt., mit Groß in den Hafen, Ausfschießer und mit Restfahrt an den Steg. Gerade als ich die Heckboje ansteuer, brüllt uns irgendwer vom Steg an, sodass ich das Manöver abbrechen musste. Sehr ärgerlich. Es war der Hafenmeister, der auf sich aufmerksam machen wollte, nach dem Motto “ ich bestimme wo ihr wie anlegt“. Also kurz Motor an und an den Steg. Der Oberhäuptling nimmt die Vorleinen entgegen und hatte keine Lust uns die letzten 2 Meter ranzuziehen. „Engine,Engine“ ruft er, der  Motor war aber längst abgestellt. Pech gehabt. Ansonsten ist Kuressaare ein toller Hafen. Nett in einer natürlichen Bucht gelegen, unweit der Stadt. Im Hafen Café, Restaurant, gute gepflegte Sanitäranlagen. Um 14.30 Uhr sind wir schon eingelaufen und nutzen nun den restlichen Tag für einen Stadtbesuch. Kuressaare früher Arensburg (Deutsch) genannt ist die einzige Stadt auf der Insel Saaremaa mit 13.000 Einwohnern. Direkt am Wasser steht eine ehemalige Bischofsburg, früher Arensburg. Im 13. Jahrhundert war die Stadt von den Schwertbrüderorden und später vom Deutschen Orden erobert worden. Später folgte eine Dânische, dann Schwedische und  später die Russische Herrschaft über die Stadt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Kuressaare beliebten Erholungs- und Kurort, prägend durch einen Russischen Chirurgen, der zahlreiche Verwundete aus dem Krimkrieg zur medizinischen Rehabilitation nach Kuressaare schickte. Anfang der 20. Jahrhunderts entstand die Unabhängigkeit der Republik Estland. Bis heute fällt der Ort als ehemaliger Kurort auf mit seiner Architektur. Viele Häuser aus Ende 19., Anfang 20. Jhd., auffallend die alte Kurhalle dicht bei der Burg.

Tagesetmal 25sm

Überfahrt nach Estland, Mõntu Sadam

Ein langer Seetag steht uns bevor. Wenig Wind bei 40sm Überfahrt. Ein lokales Hochdruckgebiet ist weiter über uns. Die Sonne knallt, 25 Grad im Schatten, Wassertemperatur 20 Grad. Per Hand verholen wir uns über die Heckleine vom Steg weg, setzen dabei die Genua und fallen ab. Der Ami schräg gegenüber von uns, beobachtet das Ablegemanöver und hebt freudig den Daumen nach oben. Das Groß noch schnell gesetzt und wir segeln raus. Leichter Wind kommt auf, der uns mit 4 Knoten Fahrt nach Norden bringt. Im Laufe der Überfahrt nimmt der Wind immer mehr ab. Dennis und ich Baden vom Schiff aus mit Achterleine und Fender. Am Südzipfel der Insel Saaremaa sichten wir mehrere Seehunde.Kurz vor 22Uhr laufen wir in Mãnto ein. Der Hafen ist überschaubar, aber mit vernünftigen Stegen und Holzpier versehen. Die Anlage ist relativ neu. Der Hafen befindet sich bei einem ehemaligen Dorf. Einwohner gibt es keine mehr. Im 17. Jahrhundert siedelte sich dort auf einem Gutshof eine adlige Deutschbaltische Familie an. Vorhanden ist nur noch der Park. Wir treffen zwei finnische Boote, die schon in Ventspils waren. Zwei weitere Boote aus Estland liegen noch hier. Heute Abend gibt es eine große Pfifferlingspfanne mit Reis. Gekauft auf dem Markt in Riga.

Riga

Heute sind wir mit dem Überlandbus nach Riga „gereist“. 3 Stunden hat die Fahrt gedauert für 180km! Preis 9€. Unterwegs viele Wälder, Wiesen -einfach Natur. Zwischendurch tauchen ein paar wenige Höfe und Häuser vereinzelt auf. Lettland mit nur 1.8 Millionen Einwohnern und einer Waldfläche von über 50% bestätigt das Landschaftsbild. Der Reisebus hat nur eine verschlossene Toilette und macht auf halber Strecke mitten in der Pampa, wo plötzlich eine kleine Tankstelle auftaucht, einen Zwischenstopp für 15 Minuten . Alle stürmen sofort raus versorgen sich mit Getränken und Lebensmitteln und nutzen die Toiletten. Ein Riesen Andrang. Wir genießen seit gestern die Auswirkungen eines Hochdruckgebiets mit 24Grad bei blauem Himmel und einer angenehmen Brise. In Riga steigen wir direkt an den riesigen Markthallen aus, die eins der Sehenswürdigkeiten Rigas ausmachen. Die Hansestadt Riga an der Mündung der Dūna ist mit ihren 600.000 Einwohnern die größte Stadt im Baltikum. Eine beeindruckende mittelalterliche Altstadt mit Gebäuden, die auch eine deutsche Vergangenheit haben. Das interessiert uns natürlich besonders. Ab dem späten 12. Jahrhundert prägten die“Deutschbalten“ als eingewanderte Oberschicht Religion, Kultur und Sprache. So kam es auch, dass Riga zwischenzeitlich Deutsch als Amtssprache hatte. Wir entdecken an einem Platz die Bremer Stadtmusikanten. An der Front des Schwarzhäupterhauses ist der Lübecker Doppelkopfadler, das Stadtwappen von Bremen und das Lübecker Tor abgebildet. Neugierde geweckt? Den weiteren geschichtlichen Hintergrund findet ihr im Internet. In Riga verabschiedet sich Eva und macht sich per Bus auf die Reise zurück nach Berlin. Dafür steigt Dennis mit an Bord, den wir in Riga einsammeln. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir zurück in Ventspils, kaputt und durchgeschwitzt. Dennis und ich hüpfen in die Ostsee. Morgen soll es zur estnischen Insel Sareemaa gehen, wir verlassen also schon wieder Lettland.

Hafentag in Ventspils

12Uhr Frühstück im Cockpit bei bestem Wetter. Wir melden uns beim „Hafenhäuptling“ an. Er verkündet uns großzügig, wie toll der Service seiner „Marina“ sei. (Es gibt eine Brücke vor dem Hafenmeisterbüro mit ca. Platz für 20 Yachten und ein paar Stege mit Auslegern mit vielleicht weiteren 20 Plätzen. Immerhin gibt es gutes W-lan und einen kostenlosen Hafenführer für die Lettische Küste. Man kann hier gut liegen. Beim Bezahlen des Liegegelds, konnte er uns die genaue Ankunftszeit mitteilen (24h Überwachung) – der Häuptling hat alles im Blick. Die Nacht berechnete er uns aber großzügigerweise nicht. 25€ pro Nacht ist preislich in Ordnung. Leider gibt es nur je eine Toilette, die zudem dreckig, mit leerem Händeabtrockpapierbehältnis, leerem Seifenspender, dafür vollem Mülleimer sind. Wir erwarteten eigentlich, dass im Laufe des Tages die Reinigung stattfinden würde. Am späten Abend und auch am nächsten Morgen trafen wir alles unverändert vor. Anschließend Erkundungstour durch Ventspils. Viele alte Häuser und Ruinen aus der Sowjetzeit und weit vor dieser Zeit. Der Ort mit seinen 34000 Einwohnern ist sehr weitläufig. Heute ist Feiertag, die Straßen sind leergefegt. Die Letten haben bis in die frühen Morgenstunden ihr Mittsommerfest gefeiert. Das haben wir genauso verpasst, wie auf Gotland, wo alles zwei Tage früher stattfindet. Der riesige Strand mit seinen Dünen direkt hinterm Hafen ist fantastisch. Das Baden in der Brandung ist eine angenehme Abkühlung. Für Eva ist es der letzte Abend an Bord. So sitzen wir noch bis spät in die Nacht zusammen und verkosten das lettische Bier und den Wein.

Überfahrt nach Lettland

Der Wetterbericht ändert im Stundentakt seine Prognose. Die ursprüngliche Absicht morgens um 3 Uhr mit Sonnenaufgang zu starten, verschiebt sich auf 10 Uhr. Leider müssen wir Kuchenbude und Fock nass verstauen. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet. Dafür können wir direkt unter Segeln ablegen und bei leichtem Amwindkurs mit 6 Knoten raus auf die freie Ostsee segeln. Dann ist der Wind für eine halbe Stunde weg. Kurz Motoren und weiter geht’s zügig bei konstanten 10 Knoten Wind  auf Amwind- später Halbwindkurz mit 5 bis 6.5 Knoten Fahrt nach Osten. Unterwegs testen wir den Campinggaskocher im Cockpit und kochen Tee. Das lokale Tief zieht im Kern südlich an uns vorbei, bringt uns aber durchgehend Nebel mit Sichtweiten von unter 100 bis 200 Meter. Zum Glück ist sehr wenig Berufsschifffahrt auf unserer Strecke unterwegs. Segler werden auch kaum unterwegs sein ( kurze Zeit nach uns läuft  noch ein Schweizer Ehepaar mit ihrer Halberg Rassy ein). Um 3.30 Uhr lokaler Zeit ( in Lettland gilt MEZ +1- die Uhr also noch eine Stunde vorstellen) erreichen wir die Hafeneinfahrt von Ventspils. So wird es bei Ankunft langsam wieder hell. Unter Segeln können wir problemlos in den riesigen Vorhafen reinsegeln, auch in das alte Fischereibecken mit „Marina“ können wir motorlos mit Heckboje am Steg festmachen. Nach guten 90 sm und 16.5 Stunden Überfahrt sind wir glücklich und sehr zufrieden nun in Ventspils angekommen zu sein. Noch einen Portwein, ein Bier und ab in die Kojen.

Von Fårösund nach Valleviken

Wir sind froh, heute weiter segeln zu dürfen. Eine Nacht in Fårösund reicht. Da wussten wir noch nicht, was uns in Valleviken erwartet…

Um 11.45 Uhr legen wir ab. Vorher noch die Genua gegen die Fock getauscht und 2 Reffs ins Groß gebunden. Durch den FåröSund kreuzen wir ein kurzes Stück Richtung Osten gegen an, können dann aber immer weiter abfallen. Wind 5-6 aus Ost, später NE. Himmel bedeckt, ein paar Regentropfen. Wir kommen sehr gut voran. Die Ansteuerung nach Valleviken ist umsäumt von Flachs. Eine betonnte Rinne gibt es nicht, nur eine rote Tonne. Es passt aber ganz gut, wir kommen sicher in den „Hafen“. Der Hafen ist ein ca. 25m breites und 150m langes Becken. Eine Toilette, eine Dusche, mit Verlängerungskabel kommt man an Strom. Kein Gastlieger außer uns. Zwei einheimische Yachten und ein paar kleine Boote liegen im Hafen. Eine Yacht gehört dem Hafenmeister, der erzählt uns, dass er viereinhalb Jahre um die Welt gesegelt ist. Für die Nacht sollen wir unverschämte 250Kronen zahlen. Früher (1920-1940) war hier eine alte Zementfabrik. Danach wurde die Fabrik geschlossen, weil die Rinne zu flach wurde für die immer größeren benötigten Schiffe. 1968 wurde sie abgerissen. 1971/2 wurden hier Betonboote gebaut. Heute scheint ein Verein den Hafen zu betreiben, den sie zum Gästehafen umgestaltet haben. Sehr ruhige Lage hier. Ein nettes Restaurant am Hafen, das wars. Natürlich Überreste der Betonfabrik, die als Winterlagerplatz für Boote dient. Einige Formen aus der Betonbootzeit lagen auch noch da. Nach genauerem betrachten der Boote im Hafen, entdecke ich noch ein Motorkutter aus Beton.Das Restaurant am Hafen bietet heute Pizza an. Wir bzw. die Mädels werden von den Betreibern überredet später vorbeizukommen. Ab 18 Uhr gab es Pizza, als wir um 19.45 Uhr dort auftauchten, gab es nur noch zwei Sorten, keine vegetarischen mehr. Das war dem Personal sichtbar unangenehm, sie zauberten noch schnell eine Pizza. Dazu jeder ein Bier. Beim bezahlen bekamen wir mehrere Rabatte. Einmal für die letzte Bestellung und einmal für die unangenehme Situation. Also gerade Mal 55 Kronen pro Person. Wir sind begeistert, Bier und Pizza schmecken auch sehr gut. Leider regnet es heute Abend recht ordentlich. Unterm Strich war der Aufenthalt doch nicht so schlecht hier. Morgen planen wir den großen Sprung nach Lettland.

Etmal 18sm

von Lauterhorn nach Fårösund

Um die Mittagszeit legen wir unter Groß und Genua bei Wind um 3Bf ab. Durch den Farösund erstreckt sich eine schöne und idyllische Landschaft der völligen Ruhe . Wir sind das einzige Boot im Sund. Bis auf ein Kalksteinbruch, und eine Bucht mit drei Fischerhäuschen, ist am Sund keine Bebauung bis Fårö. Der Hafen von Fårösund hat wenig zu bieten. Schwell durch die Fähre, dreckige Autoreifen an der Betonpier, die mir schon die Fender und die Außenhaut eingeschwärzt haben. Immerhin können wir motorlos anlegen. Der Ort ist überschaubar und hat nicht viel zu bieten. Bis zum Jahr 2000 war hier das Küstenartillerie Regiment KA3 (die schwedische Marine). Bis vor ein paar Jahren war hier noch militärisches Sperrgebiet. Einzig die Existenz eines Supermarktes, lässt Segler hier verweilen. Wir verholen uns auf die Landseite der Betonpier und legen uns an ein einheimisches unbesetztes Boot. Hier gibt es wenigstens ein bisschen Idyllische. Der Törnführer schreibt: „Am reizvollsten wirkt er (Fårösund Hafen) von der Wasserseite aus“.
Etmal 7sm

von Lickershamn nach Lauterhorn (Insel Fårö)

Heute sonniges Frühstück im Cockpit, vorher noch ein kurzes Bad in der Ostsee vom Boot aus bei 17 Grad Wassertemperatur heute – erfrischend.

Unter Genua verlassen wir unseren Platz und segeln bei achterlichem Wind weiter an der Westküste Gotlands nach Norden. Es bläst mit 4-5 Bf, in Böen 6. Dementsprechend schnell sind wir wieder unterwegs. Heute segeln wir nur unter Genua. Eva steuert heute die längste Zeit. Sie hat sich in kürzester Zeit sehr gut auf diesem schwer zu steuernden Kurs eingestellt. Wir rauschen bis in den Hafen von Lauterhorn, der ähnlich wie Lickershamn in einer natürlichen Bucht liegt und hier zur Bucht offen ist. Der Hafen befindet am Eingang zum Fårösund, der Gotland und Fårö voneinander trennt. Unweit vom Hafen beginnt die spektakuläre Rauka-Küste, eine unbeschreiblich zerklüftete Küstenlandschaft mit bizarren Kalksteinsäulen in unterschiedlichsten Formen, die aus dem Wasser ragen. Sie sind Überbleibsel eines prähistorischen Korallenriffs, welches bis heute reichlich Fossilen hinterlässt. Etwa 5km entlang der Küste befindet sich ein altes Fischerdorf mit Strandfischerei wie vor über hundert Jahren. Im Frühjahr und Herbst wird hier noch gefischt. Brigitte und ich schnappen uns zwei Leihfahrräder, die am Hafen stehen mit der Selbstverständlichkeit, dass sie den Gästen kostenlos zur Verfügung stehen. Unsere Rucksäcke liegen schon in den Fahrradkörben. Beim Aufsteigen merke ich eine Blockade am Hinterrad. Ein Speichenschloss, das vorher nicht ersichtlich war. Schon stürmt ein braungebrannter schwedischer Nachbarlieger in Badehose auf uns zu und erklärt uns, dass man sich hier Fahrräder für Geld ausleihen könne. Diese hier habe er sich geliehen. Witzig und peinlich zugleich amüsieren Brigitte und ich uns köstlich über die urkomische Situation. Wir beschließen zu Fuß zu gehen und machen uns auf den Weg, die Küste zu erkunden. Eva kommt mit einem gemieteten Fahrrad nach. Ein toller Ausflug. Hier auf der Insel gibt es auffallend schöne Stellplätze am Wasser für Wohnmobile, genauso wie in Lickershamn.